Während die Radsportwelt am 1.Juli auf den verregneten Start der Tour de France in Düsseldorf geschaut hat, hat Musketier Andre Hörmandinger selbst im Sattel gesessen und den Süden der Niederlande kennengelernt. Hier ist sein Bericht:
Als im Januar zwei Freude, Daniel und Federico, meinten, wir könnten doch zusammen bei der Eroica in Limburg mitfahren, dachte ich mir: „Sind die bescheuert, jetzt machen die schon eine Eroica im Westerwald.“ Schnell wurde ich aufgeklärt, dass die Tour im Grenzgebiet zwischen Holland und Belgien, quasi rund um Maastricht stattfindet. Gefahren wird mit “historischem” Material, sprich Stahl, Hakenpedale und Rahmenschaltung. Ich hatte gerade mein gutes altes Rossin Special von 1980 wieder in Schuss gebracht und war somit bestens gerüstet. Unter uns „Männern“ war schnell ausgemacht, dass wir nicht die „Mädchen-Runde“ von 60 km fahren sondern direkt die 110 km angehen.
Am 1.Juli waren wir pünktlich um sieben Uhr in Valkenburg zum Check-In, um dann um acht Uhr zu starten. Nach den ganzen sonnigen und heißen Tagen vorher meinte der liebe Gott an eben diesem Samstag, dass die Erde Wasser bräuchte. Wir saßen noch keinen Meter im Sattel und waren schon bis auf die Unterhose nass. Aber egal, am Start dopten wir uns noch mit einem Espresso und los ging es. Erst quer durch die Altstadt von Valkenburg und dann den Cauberg hoch, bekannt durch das Ziel des Amstel Gold Race. Mir war gar nicht bewusst, dass es in Holland Berge gibt!
Nun gut, ich hatte gelesen, dass ein wesentlicher Teil der Strecke über Pflastersteine und Feldwege gehen soll. Nach rund 10 km ging es dann auch rechts weg auf eine Schotterpiste. Wechselweise fuhren wir auf Schotter oder Asphalt und so langsam bekam ich trotz des Dauerregens Spaß an der Sache. Bei der ersten Station gab es kandierten Apfel und selbstgemachte Limonade als Verpflegung – ob das früher bei Radrennen die typische Standardverpflegung war?
Nun wurde die Strecke härter, Pflastersteine wechselten sich mit matschigem Feldweg ab. Meine weitgehend profillosen Schlauchreifen waren nicht unbedingt für Cross ausgelegt und ich hatte meine liebe Mühe nicht ungeplant abzusteigen.
Nach rund 40 km, kurz vor der Schleuse bei Caster, hatte Daniel den ersten Platten. Kein Problem bei Clinchern, Schlauch gewechselt und – wer hat eigentlich eine Luftpumpe? Ich hatte meine schlicht vergessen. Daniel meinte er hätte gedacht ich habe eine mit und Federicos neue Luftpumpe war leider nur für Autoventile geeignet. Ein freundlicher Mitfahrer lieh uns seine Pumpe und weiter ging es.
Kurz vor der 50 km Marke in Millen gab mein Giro am Hinterrad auf. Es regnete immer noch in Strömen. Reifen runter, neuen drauf, eine Luftpumpe stellte uns ein freundlicher Anwohner zur Verfügung und weiter ging es.
Irgendwie verträgt sich die Kombination aus nasser Felge und nassem Schlauchreifen nicht. Nach rund fünf Kilometern über Stock und Stein hat sich mein Hinterradreifen komplett verdreht. Luft raus, Reifen richten, Luftpumpe leihen, Luft rein und weiter ging es. Nach weiteren drei Kilometern und einer Bachdurchfahrt verdrehte sich der Reifen erneut und das Ventil riss ab. Kurzum, auch ein weiterer Ersatzreifen fand die Bedingungen zum Kotzen und gab mir nach wiederum drei Kilometern die Rückmeldung, dass er keine Lust mehr habe.
In Loën war Schluss. Ein freundlicher Belgier fuhr mich rund 25 km zu meinem Auto nach Valkenburg, auf das mir inzwischen eine freundliche Politesse eine 69 Euro Parkknolle gebrannt hatte. Ich fuhr mit dem Auto zu den wartenden Kollegen (Einer für Alle!) zurück und wir beendeten die Eroica Limburg vorzeitig, aufgrund eines technischen Defektes.
Wir kommen nächstes Jahr wieder und dann mit Luftpumpe!
(ah)